Bewegtes Leben

"Medienkultur" mit "Der Sound von Super8" im Trillke-Gut



HILDESHEIM. Mit "Der Sound von Super8" ging der Verein Medienkultur nach einer fast zweijährigen Pause mit einem anspruchsvollen und reichhaltigen Film- und Musikprogramm endlich wieder an die Öffentlichkeit.

Lounge-Atmosphäre herrschte an diesem Abend im so genannten HGR des Trillke-Guts: Diaprojektionen und Super 8-Animationsfilme in Endlosloops flimmerten und ratterten über Wände und Decken. Sowohl die Projektionen und Deko-Elemente wie auch ein Großteil des Programms wurden von der Filmgruppe "Chaos" aus Kiel gestaltet. Zu sehen waren Super8-Werbefilme aus den 70er Jahren, Fragmente privater, auf Super8 gebannter Erinnerungen, Animations- und Amateurspielfilme und eine wilde Mischung experimenteller Kurzfilme. Karsten Weber, Sprecher der Filmgruppe "Chaos", gab einen Einblick in die Arbeitsweise der nunmehr seit fast 20 Jahren bestehenden Filmgruppe, die sich im Spannungsfeld zwischen avantgardistischer Filmästhetik und politischem Anspruch sieht.

Im ersten "Chaos"-Film-Block präsentierte Weber filmische Fundstücke von Flohmärkten und aus privaten Archiven zwischen Trash und ambitioniertem Low-Budget-Projekt. Die zweite filmische Einheit der Gruppe stand unter dem Zeichen des experimentellen Films: Materialcollagen, mit Säure verätztes Filmmaterial, Zersplittertes, Verkratztes, mechanisch Verändertes, Assoziiertes und zufällig Entstandenes. Aber es gibt auch Super8-Filme mit politischem Gehalt.

"Der politische Anspruch unserer Filme liegt allein schon darin begründet, dass wir die Möglichkeit nutzen, etwas zu schaffen, was jenseits des Mainstream liegt. Dabei spielt die Faszination des Selbermachens natürlich eine große Rolle!"

Zu den Filmen produzierten sieben Hildesheimer Musiker live einen teils kommentierenden, teils untermalenden Sound, der dem Medium eine spezielle Art von Stimme und Klang verlieh. Der zweite Filmblock des Abends war Hildesheimer Kurzfilmproduktionen aus dem studentischen Umfeld gewidmet. Präsentiert wurden zwei Filme von Tim Raupach, "Studio 41" und "Ramasuri", sowie ein Ausschnitt aus Wanja Saatkamps Film "Farben der Grauzone". Saatkamp stellt mit ihrem Film, in dem sie unter anderem mit Sequenzen aus privatem Super8-Filmmaterial aus den 70er Jahren arbeitet, die Frage nach den sozialen Implikationen von Super8-Filmen heute, die als frühe Form medialer Archivierung des Privaten angesehen werden können. Kerstin Fritzsche, Referentin des Vereins Medienkultur freut sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Film- und Videoclub Hildesheim, namentlich mit Armin Schreiter, der als "alter Hase" des Super8-Filmens bezeichnet werden kann, da er seit den 60ern mit der Kamera dabei war: bei Familienfesten, im Urlaub in Tschechien, bei Freunden, zu Hause.

Heute allerdings interessiert ihn vor allem die Möglichkeit, Super8 in andere, digitale, leichter zu vervielfältigende Formate zu übertragen.

Die Kooperation mit anderen Kulturschaffenden im Bereich Film und (neuen) Medien wird in Zukunft eines der Hauptanliegen des Vereins Medienkultur sein, der nach dem Kurzfilmfestival "Best Before 2002" durch eine Phase der Neuorientierung und Umstrukturierung gegangen ist. Fritzsche betont, dass sich der Verein endgültig von der Universität Hildesheim abgelöst hat, obwohl natürlich die Mehrheit seiner Mitglieder aus dem studentischen Umfeld von Kulturwissenschaften und Ästhetischer Praxis stammt. far



Für weitere Infos: www.medien-kultur.de und www.filmgruppe-chaos.de.



Archiv Hildesheimer Allgemeine Zeitung