Ankündigungstext 1 (KoKi Lübeck)
Karsten Weber von der (dienstältesten deutschen Super8-) Filmguppe Chaos
aus Kiel und Duncan Reekie von Exploding Cinema, dem größten britischen
Forum für Experimentalfilm hatten die Idee und konnten 10 weitere 10
Filmemacher und Gruppen aus Deutschland und Großbritannien davon
überzeugen, sich auf das Wagnis einzulassen: die filmische
Neuinterpretation der "Gesänge des Maldoror" des Comte de Lautreamont
(Isodore Lucien Ducasse, 1846-1870). Dieser 1868 entstandene einzige
Roman des früh verstorbenen Schriftstellers blieb bis zu seiner
Entdeckung durch die Surrealisten nahezu unbemerkt und gilt heute als
Grundwerk der Moderne. Als schillerndes Mosaik von Szenarien und
Bildern, erzählt er von Maldoror, einem gefallenen Engel von Schönheit
und Düsternis, der auf der Erde strandet unter der von ihm verhaßten
Menschheit. Sein Schatten streicht durch den Tag und nachts wird er
heimgesucht von Phantomen der Erinnerung an unaussprechliche Verbrechen.
Er sucht einen echten Freund oder Ruhe, doch er trifft nur auf Schrecken
und Tod und nimmt Rache an den Menschen und an Gott, den er für die
Erschaffung des Menschen bestrafen will... Textauszüge aus dem Roman
werden von dem Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu aus dem Off
eingesprochen und verbinden im Film die zehn als Animations-,
Experimental- oder Spielfilm stilistisch unterschiedlich gestalteten
Episoden. "Versteinert sitzt man beim Abspann da, gefoltert auf der
Streckbank der Bilder. Aber wie in der antiken Tragödie, wo der
splatternde Götterzorn so manchen Kopf rollen läßt, ist man auch
gereinigt von dieser Katharsis obsessiver Poesien. Und man tritt
geläutert hinaus in die Nacht, in die sanfte Nacht der Seelen."(Jörg
Meyer, Kieler Nachrichten)
Ankündigungstext 2 (Kino im Sprengel, Hannover)
1869 erschien "Die Gesänge des Maldoror", in denen ihr Autor, der Comte
de Lautreamont, ein in höchstem Maße grausamesBild von der Welt und der
Natur des Menschen entwirft. Maldoror, ein düsterer, gefallener Engel
findet sich af unserem Planeten wieder, gestrandet unter der von ihm
verhaßten Menscheit. Sein Schatten streicht durch den Tag, und des
Nachts wird er heimgesucht von Phantomen und der Erinnerung an
unaussprechliche Verbrechen. Er sucht Rache, einen echten Freund oder
Ruhe, doch er trifft nur auf Tod und Schrecken und führt eine nicht
enden wollende Schlacht gegen die menschliche Kreatut und Gott, seinen
Erzfeind, der dieses Ungeziefer nicht hätte erschaffen sollen.
Das Buch, das im folgenden Jahrhundert von den Surrealisten
wiederentdeckt und bekannt gemacht wurde, ware das Ausgangsmaterial für
ein ungewöhnliches Super-8-Projekt: Angeregt von "Chaos Film" (Kiel) und
"Exploding Cinema" (London), die beide in dem Ruf stehen, bei ihren
Kurzfilmnächten ALLES auf die Leinwand zu bringen, "frei von Zensur,
Geschmack und öffentlicher Förderung", haben sich ein dutzend
Filmgruppen und Einzelfilmer aus der britischen und deutschen
Undergroundszene daran gemacht, das bösartig ironische Machwerk
Lautreamonts zu verfilmen. Ein Machwerk sollte in das Dunkel der
Vorführsäale gelangen, das einen "wilden und verwirrenden Affront gegen
das normale und zivilisierte Kino"darstellt.